DSOL Viertelfinale am 28.08.2020

  • 2 September 2020
  • Helge Neitsch

Ein Satz mit „X“ …

Leider sind wir mit einem 2:2 um Haaresbreite an Gera II gescheitert, die die bessere Berliner Wertung hatten. Wir drücken unseren „Bestrafern“ Gera II für die letzten beiden Runden dennoch, oder gerade deswegen, die Daumen!

Es wurde ein spannender Wettkampf. Ein Rückspiel, denn bereits in der Gruppenphase hatten wir zum Auftakt gegen Gera antreten dürfen.

Die vollen Punkte holten Robin an Brett 2 und Helge an Brett 4.

Robin mit Weiß an Brett 2 eröffnete gewohnt solide mit dem klassischen Londoner System, die Springer gingen früh vom Brett und beide Seiten suchten in der entstandenen halboffenen Stellung nach langfristigen Optionen für die Schwerfiguren und die Läuferpaare, so dass der taktische Blick von Schwarz vielleicht nicht ganz auf die unmittelbaren Gefahren gerichtet war.

Nach dem 20. … Ld5? von Robins Gegner

Nach 21. Df3 mit Doppelangriff gewinnt Robin den Bauern, denn sucht Schwarz nun doch Rettung im Abtausch 21. … Lxe4 22. Dxf6 entsteht wieder eine Doppeldrohung. Schwarz hätte die unangenehme Wahl zu treffen, entweder 23. Txe4 mit Figurenverlust oder 23. Le5 mit vernichtendem Mattangriff zuzulassen.
Es kam daher 22. … Lg7 23. Lxd5 exd5 24. Dxd5 und Robin und die Analyseengines freuen sich über den gedeckten Freibauern im Zentrum. Weiter in der Partie forcierte Robin durch aktives Spiel auf der e-Linie den Abtausch der Türme, konnte mit der Dame eindringen und gewann noch zwei weitere Bauern und brachte uns sicher mit einem Bauernendspiel mit drei Mehrbauern zu  1:0 in Führung.

Bernd mit Weiß an Brett 3 spielte gegen einen etwas improvisierten Antisizilianer mit c3. Für aktiveres Spiel gab Bernd zwei Leichtfiguren für einen Turm.

Nach 15. Dh5 von Bernd

Die Entwicklung ist in etwa gleich, die Anteile im Zentrum auch.  Allein die schwarze Dame steht momentan etwas abseits und der Läufer auf c8 steht etwas gehemmt, aber nicht begraben. Reicht das für einen Angriff? Bernd sagte ja, Bernds Gegner sagte nein und in der Partie folgte 15. … Lxg5 16. Lxg5 fxe4 17. Lxd8 Dxd8 und die Partie verlief ist aus Enginesicht ausgeglichen bis zum 27. Zuge.

Nach 26. … bxa4 von Schwarz

Bernd rechnete sich aus, dass sein Springer wegen des Schachs auf b3 nicht zu schlagen wäre, hatte aber in der Rechnung nicht den schwarzen Springer auf e5 berücksichtigt.
Es folgte 27. Sxb4? Txb4 28. Db3+ Tc4 29. Tac1 Le6 und Bernd streckte die Waffen.

Helge mit Schwarz an Brett 4 legte nach zum 2:1. Helge verteidigte sich mit Russisch, aber die Partie verließ schon früh die Hauptvarianten. Im 25. Zug entschied sich Helge mit dem Turm die letzte Schwerfigur auf der e-Linie zum Tausch anzubieten, was Weiß auch direkt annahm.

Nach 26. Txe8+ von Weiß

Helge hätte lieber auf seinen Händen sitzen sollen, denn er fand in der Partie 26. … Kxe8? . Bis zu diesem Zug bewertet DeepShredder12 die schwarze Stellung aus Computersicht sogar leicht besser.  Jetzt hätte Weiß mit 27. Lc8 den schwarzen Damenflügel bequem zerlegen und mindestens einen Bauern gewinnen können. Aber an den hinteren Brettern liebt man die Freundlichkeit und es kam 27. g3? Kd8 und Schwarz steht nach dem Schrecken wieder solide.
Im weiteren Verlauf stellte Weiß am Damenflügel einen Bauern ein und Helge konnte nach Figurentauschen einen von seinem Läufer gedeckten Freibauern auf a2 platzieren und so das Endspiel zum 2:1 für die Mannschaft gewinnen.

Julian mit Schwarz an Brett 1 verteidigte sich Pirc. Leider hat sich sein Variantengedächtnis vertan und vergriff sich 14. Zuge.

Nach 14. … Db6 von Julian

Hier steht die Dame sehr ungünstig, wie Weiß nachwies.  Julian musste sich folgende Zugfolge aufnötigen lassen: 15. Sd2 Se5 16. Lxe5 dxe5  17. Sc4 Dc7 18. a4 und Weiß steht laut DeepShredder12 bereits gut und auch oberflächlich sieht es gut aus.

Und Julians Gegner spielte genau weiter, verbesserte seine Stellung, drang mit seinen Figuren ein bis zum Erreichen der grausig-schönen Abschlussstellung.

Nach 50. bxc4 von Julians Gegner

Julian steht auf Verlust, das Schlagen auf f7 ist nicht zu verhindern. Aber er beschleunigte sein Ende mit 50. … Txc4 51. Lxf7 h3 52. Tg6+ und Julian gab auf.

DeepShredder12 gefallen die Varianten besser mit gleich 50. … h3 und den schwarzen Turm zunächst auf der 7ten Reihe stehen lassen, aber das bittere Ende ist auch so nur zu verzögern, nicht zu verhindern.

Damit endet für uns dieser Wettkampf. Tim hat leider schon angemeldet, dass er sich für diesen Modus nicht so richtig erwärmen kann. Tief sitzen auch noch die traumatischen Erfahrungen mit den technischen Aspekten bei unserem Mannschaftsleiter, aber auch das hat er fast überwundenJ. 

Einig sind wir uns alle, dass die Online-Spiele höchstens ein temporärer Ersatz und später vielleicht mal eine Ergänzung zu „richtigem“ Schach am Brett sein können. Das Gemeinschaftsgefühl kommt einfach nicht so auf, die Aufregung vor dem Spiel ist einfach nicht so groß am Computerbildschirm.

Die Bilanz der Mannschaft ist aber überwiegend positiv. Und wir werden sicher auch zur nächsten Gelegenheit ein DSOL-Team zusammenbekommen, sollte es denn eine neue Chance geben!

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