Spielbericht 1. Mannschaft 5. Runde der BMM 2019/ 20

  • 14 January 2020
  • Klaus Welke

Saisonziel geschafft!

Im „Aufsteigerderby“ der beiden Staffelsieger der Stadtliga des Vorjahres (bzw. der Vorsaison 2017/ 18) waren wir –trotz des bisher guten Startes- der Außenseiter.

Der letzte Vergleich mit Mattnetz liegt einige Jahre zurück. Damals hatten die Mattnetzer ein einjähriges Gastspiel in der Landesliga gegeben. Gegen uns waren sie nur zu siebt angetreten und hatten uns alles abverlangt bei unserem knappen Erfolg.

Doch die aktuelle Mannschaft war um einiges stärker als die damalige. Durch Neuzugänge und dem erheblichen Leistungszuwachs der Talente der Gastgeber hatten die Gastgeber nicht unberechtigte Ambitionen den Durchmarsch in die OL anzustreben.

Die Gastgeber traten in Bestbesetzung an und waren nominell klar favorisiert. Im Schnitt „saßen uns gut 100 DWZ-Punkte mehr“ gegenüber. Dennoch hatten wir uns vorbereitet und wollten gegenhalten.

Leider kam einer unserer bisherigen Leistungsträger nicht. Ein unerwartetes Gastgeschenk, welches unser Handicap noch vergrößerte. An den sieben Brettern entwickelte sich ein intensiver Kampf. Es war spürbar, daß beide Teams „all-in“ gingen. Insbesondere in den Vergleichen der Nachwuchsspieler an Brett drei und acht wurde es schnell spannend.

An Brett 3 wurde es „sizilianisch“. Bei entgegengesetzten Rochaden ging der Sturmlauf beider Seiten los. Das Brett brannte. Schien anfangs Julian als Anziehender im Vorteil zu sein wurde es immer unübersichtlicher.

Am letzten Brett war Robin als Ersatzspieler nachgerückt. Er versuchte im Holländer den „Stonewall“ zu errichten. Doch sein Gegner spielte diesen sehenswert auseinander. Irgendwann fiel die Mauer …       0 : 2

Hendrik hatte es an Brett 6 mit Bao, einem der großen Talente der Gastgeber, zu tun. Es wurde eine wilde Partie, in der Hendrik in eine Variante lief, die sein Gegner bei der deutschen Meisterschaft schon auf dem Brett gehabt haben soll.

Die Partie wurde eines der Highlights des Tages. Der Anziehende kam schnell in Vorteil und konnte reichlich Material einsammeln. In der entscheidenden Phase griff Bao einmal zu viel und schnell zu. Trotz des riesigen Materialvorteils konnte er den Angriff der letzten schwarzen Figuren plötzlich nicht mehr verhindern.

Die Krönung war die Wanderung des schwarzen Königs mitten hinein in die weiße Stellung!

Sehenswerte Schlußbild einer Königswanderung

Ein toller, wenn auch etwas glücklicher Sieg des Mutigen!  …       1 : 2

Am vierten Brett hatte ich es mit einem der erfahrenen Spieler zu tun, der auch schon einige Jahre in der Bundesliga gespielt hat. Nach einigen Jahren Spielpause war er eine der Verstärkungen und Leistungsträger.
In der Vorbereitung hatte ich mich für das Tarraschsystem entschieden. Diesem wich er aus und es entstand eine Position mit leichtem positionellen Vorteil für den Anziehenden. Der weiße Angriffsplan gegen die schwarze Königsstellung zeichnete sich ab. Im Kampf um den Ausgleich opferte ich einen Bauern um die Leichtfiguren abzutauschen – bis auf die ungleichfarbigen Läufer.

Darnstädt – Welke

Nach Abtausch der Schwerfiguren bastelte ich eine Auffangstellung, die -trotz Minusbauern- dem Weißen kein Weiterkommen mehr gestattete.   …       1 ½  : 2 ½  

Inzwischen hatten sich die Stellungen an den vorderen drei Brettern weiter zu unseren Gunsten entwickelt. Es sah aus, als ob es möglich war den Rückstand zu drehen.

Am Spitzenbrett trat Jens-Uwe an. Sein solider Aufbau hatte ihm eine leichte Initiative gegeben. Zudem kam sein Gegner in Zeitnot. Mit nur einer Minute auf der Uhr opferte dieser eine Figur gegen die weiße Königsstellung.

Ein schwer zu kalkulierendes Opfer auf h3

Dieses kostete unserem Mann einen erheblichen Teil seiner verbliebenen Bedenkzeit. Als beide nur noch eine Minute Rest hatten wurde es wild und taktisch. Hier drehte sich der Spieß und die Gastgeber konnten etwas unerwartet einen vollen Punkt verbuchen.  …       1 ½ : 3 ½  

Am zweiten Brett konnte Patrick seine Favoritenrolle eindrucksvoll belegen. Aus der Eröffnung heraus übernahm er die Initiative und konnte sehenswert den vollen Punkt einfahren. …       2 ½ : 3 ½  

An den beiden verbliebenen Brettern ging es heiß her. Beide Positionen waren alles andere als einfach. Doch es schien, als ob sich die Waage langsam in unsere Richtung neigen könnte …

Julian hatte es geschafft die taktischen Geplänkel zu seinen Gunsten zu gestalten. Seinem Turm (+6 Bauern) standen zwei Leichtfiguren + ein Bauer) gegenüber. Den verbliebenen Bauern setzte der Gegner in Bewegung.

Auch wenn Julian es verpasste den sofortigen KO anzusetzen, führte der von ihm gewählte Weg zu einem Damenendspiel (mit Turm + 4 Bauern vs. Leichtfigur). Da der schwarze König auf Matt stand versuchte sein Gegenüber ein Dauerschach. Nachdem der weiße König Schutz fand stand unser Ausgleich fest. …       3 ½ : 3 ½   

Nun musste die letzte verbliebene Partie entscheiden.

Stefan hatte aus der Eröffnung die Initiative. Auf der halboffenen a-Linie übte er einigen Druck auf. Als es dem Gegner gelang das Zentrum in Bewegung zu bringen, wurde es wild.

Beide Seiten suchten ihre Chance

Den entstandenen Freibauern konnte Stefan nur durch die Hergabe der Qualität stoppen. Das entstandene Endspiel war komplex.

Mit 49. … h4-h3 verlor Schwarz endgültig den Faden

In Zeitnot verpasste Schwarz die letzte Chance den Tag zu retten. Anstelle des Bauernzuges hätte Kf7 ihm noch eine kleine Remischance gegeben. Doch es war schon einige genaue Züge notwendig um die weißen Bauern zu stoppen.

Nun erwiesen sich die vorgerückten weißen Mehrbauern als stärker als der gegnerische Randbauer mit Mehrqualität. Als die weißen Bauern gemeinsam die siebte Reihe erreichten blieb nur noch die Kapitulation.

Stefan wieder einmal unser Marathonmann!

Stefan wurde so zum Matchwinner in einer hart umkämpften aber jederzeit fairen Begegnung.

Als wir zum Wettkampfbeginn nur zu siebt antraten, hatten wir einen solchen Verlauf erhofft. Aber gewettet hätte keiner, daß wir gegen die favorisierten Gastgeber am Brett 4,5 Punkte holen können! Schon ein Mannschaftspunkt wäre einen Wunsch wert gewesen. Aber gleich ZWEI – das war KLASSE!!

Insgesamt ist unser Sieg nicht ganz unverdient. Mit ein wenig Glück hätte sogar Jens-Uwe noch zählbares beisteuern können. Aber wir wollen das Glück nicht überstrapazieren. Es gibt noch vier Runden. Sicher brauchen wir da auch noch eine Portion davon. wink 
Unser Dank gilt den Gastgebern, die exzellente Spielbedingungen anboten. Einschließlich einer kleinen Versorgung.

Stand in der Landesliga 2019/ 20

In dieser Saison läuft es bisher für uns super. Mit drei Siegen und zwei Unentschieden (bei denen wir sogar Siegchancen hatten!) stehen wir überraschend mit an der Tabellenspitze. Genau wie die beiden führenden Teams sind wir bisher ungeschlagen.

Hatte das „Ligaorakel“ uns vor der Saison noch mit 80%-iger Wahrscheinlichkeit als Absteiger No. 1 gesehen haben wir mit diesem Sieg die Abstiegsgespenster wohl endgültig verjagt.

Ligaorakel nach Runde 5

Favorit auf den Aufstieg ist und bleibt für uns TSG. Auch wenn diese unerwartet einen Punkt haben liegen gelassen. Das das Orakel die Chancen für Mattnetz, nach der direkten Niederlage, höher einschätzt als unsere spricht für die uns gelungene Überraschung.

Wir haben nun die entspannte Situation nach vorne schauen zu können. Wer hätte drauf gewettet, daß wir schon zur Halbzeit den Klassenerhalt in der Landesliga schaffen?! – Bei uns jedenfalls – KEINER. Und vielleicht geht sogar noch was nach vorne …

 

 

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