DSOL 2020 – letzte Runde am 14. August 2020

  • 15 August 2020
  • Helge Neitsch

100% gegen SC Heilsbronn, 4-3-2-1-Viertelfinale!

Nachdem sich unser direkter Konkurrent Gera II am Donnerstag den Mannschaftssieg denkbar knapp holte und mit diesen zwei Punkten am SC Heilsbronn und uns vorbei auf den ersten Platz zog, hieß es für uns alles oder nichts.

Es war klar, der Sieg gegen SC Heilsbronn bedeutete Platz eins in unserer Gruppe und Viertelfinale mit der Option Meister in unserer Liga zu werden. Alles andere wäre ein dritter Platz und das Ende dieses Wettkampfes für uns gewesen.

Darum traten wir in unserer mit Abstand spielstärksten Aufstellung an, 1. Julian, 2. Robin, 3. Tim und 4. Fabian, und schärften den Recken ein ihr bestes Schach zu spielen. Unser Lohn ist ein überzeugendes 0:4, das unseren Gastgeber Heilsbronn zwang uns den Vortritt ins Viertelfinale zu lassen.

Die entscheidenden ganzen Punkte zum Sieg machten alle.  Und weil wir ein sehr strukturiertes Team sind, kamen die Punkte in genau umgekehrter Brettreihenfolge: 4-3-2-1 ;).

Aber auch wenn das Ergebnis spielerische Einfachheit suggeriert, nur Fabian am vierten Brett war eindeutig favorisiert. Tim und Julian hatten zumindest der Zahl nach wirklich gleichwertige Gegner, gegen die sie sich beweisen konnten. In diesem Sinne besonders schön ist der Sieg von Robin.

Fabian mit Weiß an Brett 4 griff mit 1. Sf3 nebst 2. g3 im Réti-System mit Königsindischen Strukturen an. Schwarz kam Fabians Fianchettoaufbau entgegen und schwächte die weißfeldrige Hauptdiagonale durch Bauernzüge, was Fabian durch druckvolles Spiel ausnutzte um bald mit einem Mehrbauern in der Tasche deutlich besser zu stehen.

Nach 11. Sa3 von Fabian

DeepShredder12 empfiehlt hier für Schwarz den Bauern gleich aufzugeben und mit 11. … Lc6 noch ein wenig weiter zu spielen. Aber Fabians Gegner verfiel auf 11. … Dd7? und Schwarz musste sich nach 12. Se5 Db7 13. bxc4 überrennen lassen.

Den nächsten Punkt holte Tim mit Schwarz, der sich mit Sizilianisch gegen einen Grand-Prix Angriff verteidigte. Bis zum 12. Zuge konnte Weiß mit Tim mithalten, aber dann schlichen sich positionelle Ungenauigkeiten im weißen Spiel ein, die Tim richtig nutzte und sich in Stellung brachte.

Nach 17. … Lxe5! von Tim

Massig schwache Felder um den weißen König und Tims Schwerfiguren stehen bereit. Da hat er vorher einiges richtig gemacht.  Die Zeit war reif …

So ein Zug kann schon aus der Fassung bringen. Die zwei schönsten Bauern der weißen Stellung einfach vom Brett gestellt. Tims Gegner reagierte wohl im Schreck, als er noch 18. Tg1?? als Antwort fand und Tim nahm den Springer gerne. Natürlich gab Weiß wenige Züge später auf. Die Engine würde lieber mit 18. Ld2 verteidigen, aber auch das ist nur noch Elend. Die beiden Bauern zu verlieren, bei dieser seltsamen Stellung, ist einfach zu viel. Super gespielt Tim!

Den Siegpunkt zum 0:3 verschaffte uns Robin mit Schwarz an Brett 2, der seinen Gegner bereits in der Eröffnung in der Noteboom-Variante des Damengambits wunderbar zusammengeschoben hat.

Nach 8. b3? von Robins Gegner

Richtig wäre laut DeepShredder12   8. axb5 gewesen und Weiß bekommt den Bauern zurück, z.B., 8. … Lxc3 9. Lxc3 cxb5 10. b3 und alles ist ausgeglichen. Aber 8. b3 von Weiß ist bereits ein Fehler, den Robin mit 8. … Lxc3 9.Lxc3 b4 10. Lb2 c3 gnadenlos ausnutzte und deutlich besser stand. In der Folge entwickelte sich die Partie genau um diesen lästigen schwarzen Vorposten herum. Ständig unter der Drohung das verlorene Endspiel zu bekommen, war Weiß nach Vereinfachungen gezwungen einen Springer für den Bauern zu geben und Robin gewann das Endspiel schwarzer Turm+Springer gegen den weißen Turm mit jeweils 4 Bauern auf dem Königsflügel, ohne jemals in Not geraten zu sein.

Jetzt fehlte nur noch Julian mit seinem Punkt zum 0:4. In der Sizilianischen Eröffnung gab er einen Springer für drei Bauern am Damenflügel.

Nach 18. O-O von Julian

Die schwarze Stellung ist für Menschen schon unangenehm zu spielen. Und hier sah Julians Gegner auch noch Gespenster und spielte 18. … Txb5? 19. axb5.
Und Schwarz packte noch einen drauf. 19. … Se5? (notwendig war 19. … Sb8) 20. Ta8 Dxa8 21. Sc7+ Ke7 22. Sxa8 Txa8. Und Schwarz muss mit drei Leichtfiguren für eine Dame und mit drei Bauern weniger spielen, die auch noch verbundene Freibauern sind. Das ist zu viel.

Aber auch Julian hatte seine Momente. War es Genialität oder ein Mini-Patzer?

Nach 28. … Le6 von Julians Gegner

Hier entschloss sich Julian den Turm gegen die zwei Leichtfiguren zu tauschen und spielte 29. Txd7 und plante im Anschluss auf e5 zu fressen.  Den Zwischenzug 29. … f6 hatte er nach eigener Aussage nicht berechnet. Aber nach 30. Dh5+ nebst Abholung der Bauern auf h7 und e4 ist die Stellung immer noch klar gewonnen für Weiß, der Schreck musste aber nicht sein :).

Was für eine Aufholjagd das gewesen ist! Nach so einem wirklich mäßigen Start haben wir an den richtigen Stellen beschleunigen können und es bis auf den ersten Platz in unserer Gruppe geschafft. Der Vorsprung auf Gera II ist so dünne wie man es eigentlich nicht haben will.

Da wir vermutlich unter den ersten vier der acht Viertelfinalisten sein werden, werden wir wohl ein Heimspiel haben und uns noch für einen günstigen Tag entscheiden können.

Für uns heißt das nun Viertelfinale in der Woche vom 24.08.2020 bis 28.08.2020!

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