9. Runde der BMM 2024/ 25 - Spielbericht 1. Mannschaft

  • 28 May 2025
  • Julian Nöldner

Finale in der Landesliga

Am 25. Mai fand der letzte Spieltag der Landesliga Berlin statt. Nun fielen die Entscheidungen, wer aufsteigt und wer nächste Saison eine Klasse tiefer spielen muss. Besonders der Abstiegskampf versprach hohe Spannung mit drei punktgleichen Mannschaften, die alle noch gute Chancen hatten ...

Aber auch um den Aufstieg wurde es noch einmal interessant, nachdem Schachfreunde Berlin II auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga verzichtet hatten. Dadurch resultierte, dass der Berliner Meister Schachfreunde Berlin III nicht in die Oberliga aufsteigen darf. (Rotation Pankow II und König Tegel II dürfen ebenfalls nicht.)

Somit bekamen wir mit unseren 8-8 Mannschaftspunkten tatsächlich noch Chancen aufzusteigen.

Stand vor der letzten Runde:

Damit das passieren kann, musste Weisse Dame gegen Rotation Pankow II verlieren und wir gegen Mattnetz gewinnen.

Wir gingen gelassen in den 9. Spieltag. Wir wussten, dass wir es nicht in der eigenen Hand hatten und die Wahrscheinlichkeit gering war. Doch wenn sich eine Chance ergeben würde, waren wir willens, diese zu ergreifen.

Mattnetz wollte nichts anbrennen lassen und trat in Bestbesetzung an, um den Klassenerhalt abzusichern. Sie waren der klare Favorit gegen uns. Doch in der Vergangenheit gelang uns schon der eine oder andere Überraschungserfolg gegen sie.

Leider konnten wir nur zu siebt antreten, sodass wir schon zu Beginn 0-1 zurücklagen.

Bei Patrick war von Beginn an Feuer in der Partie. Beide scheuten vor nichts zurück. Patrick wählte eine scharfe Variante. Es entstand eine Stellung der Noteboom-Variante mit vertauschten Farben.

Nach 12.Sb1-c3?! erwiderte sein Gegner mit dem sehr energischen g5! So wurde die Stellung noch komplizierter und schwieriger zu spielen. Sollte Weiß den Bauern nehmen, aktiviert sich der schwarze Turm über die g-Linie. Was macht der weiße König? Nach 0-0 würde dieser in einen Bauernsturm laufen. Die Stellung wurde sehr schwierig. Schwarz übte immer mehr Druck aus.   0-2

Klaus und ich hatten indessen relativ langweilige Partien, in denen alle Beteiligten Spieler eine etwas solidere Herangehensweise hatten. So gestalteten sich die Partien sehr ausgeglichen, ohne dass sich große Chancen ergaben. 1-3

Auf den anderen Brettern sah es schwierig aus.

Jens-Uwes Gegner reagierte auf den Königsindischen Angriff sehr solide mit der Abtauschvariante. Schwarz bekam das wichtige Feld d5 unter Kontrolle und konnte seinen Raumvorteil am Damenflügel langsam nutzen.

Nach dem thematischen Zug 16…c4 war die Stellung schon sehr schwierig. Nach 17.b4 a5!-+ öffnete Schwarz die a-Linie und vereinzelte die weißen Bauern. Die Stellung ist bereits objektiv verloren. Sein Gegner spielte konsequent aktiv und nutzte die Schwächen der weißen Stellung aus. Er verwertete seinen positionellen Vorteil lehrbuchmäßig. 1-4

Hendrik hatte es mit Italienisch zu tun. Die Partie verlief relativ standesgemäß, bis der Gegner sich entschloss, zu taktischen Mitteln zu greifen.

Er opferte mit 15.Sfxe5!? eine Figur. Ein Scheinopfer. Wenn Schwarz nach …Sxe5 16.Sxe5 mit Dxe5 den Springer nimmt, folgt 17.d4! Damit greift Weiß sowohl die Dame als auch den Springer auf h5 an. Die schwarze Dame kann den Kontakt zum Springer nicht halten, sodass Weiß die Figur zurückgewinnt und mit einem Bauern mehr verbleibt. Ist die weiße Stellung gewonnen?

Nein, denn er hat die Rechnung ohne Hendrik gemacht. Nach dem Gegenschlag 16…Lxf2+! opfert Schwarz eine Figur gegen und behält nun nach 17.Kxf2 Dxe5 seinen Springer auf h5, da er jetzt nach d4 den weißen König Schach setzen kann und mit Tempo den Springer retten kann.

 Stellung nach 18. Ld2

Auf den ersten Blick sah es für mich so aus, als könnte Schwarz mit …f5!? durchbrechen könne, aber Weiß hält nach 19.Kg1!

Hendrik spielte stattdessen 18…Dg3+ und nach 19.Kg1 Sf4 Lxf4 tauschten sich die Leichtfiguren ab. Das Schwerfigurenendspiel wurde noch etwas interessant. Weiß versuchte, seine Bauernmehrheit im Zentrum zu nutzen. Hendrik brachte jedoch genügend Gegenspiel am Damenflügel in den Gang, sodass die Partie im Remis endete. 1,5-4,5

Der Mannschaftskampf ging somit verloren. Es gab jedoch keinen Grund sich zu ärgern, da Weisse Dame ihr Match gegen Rotation derweil souverän gewann und sich als Zweiter der Liga verdient das Aufstiegsrecht erspielte.

Diesmal unterstützte uns Wolfgang wieder als Ersatzspieler. Und wieder einmal hatte er die schärfste Partie aufs Brett gezaubert. In der Slawischen Verteidigung opferte er einen Bauern, den er auch erst einmal gar nicht zurückhaben wollte.

Ganz im Gegenteil opferte er mit 9.Le2!? direkt noch einen zweiten Bauern hinterher, den sein Gegner auch prompt verspeiste. So entwickelte sich eine sehr interessante Partie. Schwarz schaffte es unter Abgabe eines seiner Mehrbauern, seine Entwicklung abzuschließen und zu rochieren. Mit dem Mehrbauern und dem unsicheren weißen König sollte Schwarz sehr gut stehen. Doch Wolfgang hielt die Spannung in der Stellung. So kämpfte er sich zurück und es ergab sich, dass sein Gegner in Zeitnot einen entscheidenden Fehler beging.

 Stellung nach 31.Lxd5

In dieser Stellung sollte Schwarz die Figur zurückschlagen. Das entstehende Turmendspiel nach 31…exd5 32.Dxf6 Txf6 33.Kxe3 kann Weiß vielleicht noch halten. Stattdessen spielte sein Gegner jedoch den Zwischenzug 31…exf2?? Dabei übersah er, dass nach dem Zwischenschach Dxe6! Weiß sowohl den Läufer behält als auch die Damen forciert abtauscht und somit dem Bauern auf f2 die Umwandlung verwehrt. So fuhr Wolfgang einen etwas glücklichen Sieg ein. 2,5-4,5

Als letzter kämpfte Carlos noch sehr lange. Er hatte in der Eröffnung einen Bauern geopfert, sein Gegner konnte die Damen tauschen und im Endspiel wurde es sehr schwierig, Kompensation für diesen nachzuweisen. 2,5-5,5

Am Ende stand eine klare und verdiente Niederlage gegen Mattnetz. Doch es gibt für uns keinen Grund, Tränen zu vergießen.

Dass die Landesliga zentral ausgerichtet wurde, hat seinen Charme, wie ich persönlich finde. So konnten wir von außen einen sehr spannenden und mitreißenden Abstiegskampf an allen Brettern live verfolgen.

TSG I und TSG II legten tatsächlich zwei souveräne Mannschaftssiege vor. Das würde jedoch nicht reichen, wenn Empor ebenfalls gewinnen würde, da sie mehr Brettpunkte haben. Und so war es, dass Empor an vielen Brettern gut stand und die Hoffnung der TSGler immer mehr schwand. Aber wie das in einem Finale nun mal so ist, kam eins zum anderen. Gewonnene Stellungen wurden nicht gewonnen, ausgeglichene Stellungen verloren und Empor kam nicht über ein 4-4 hinaus.

Die Rettung für TSG I. Ich bin sehr froh, dass wir in diesem Drama nicht involviert waren! Das hätten meine Nerven nicht ausgehalten.
wink.

Herzlichen Glückwunsch an die TSG zum Klassenerhalt! Es wird uns eine Freude sein, euch in der Landesliga wieder zu begegnen.

Wir möchten den Schachfreunden Berlin III zu ihrem Meistertitel beglückwünschen. Es war eine sehr überzeugende Meisterschaft!!  - Genauso wünschen wir Weisse Dame viel Erfolg in der Oberliga!

 

Résumé

Wir haben unser Ziel, den Klassenerhalt, erreicht. Auch wenn wir auf dem Weg etwas Glück hatten, wenn ich zum Beispiel an den Sieg gegen Weisse Dame zurückdenke.

Grundsätzlich haben wir uns in dieser Saison gut verkauft und einmal mehr das Ligaorakel überlistet.

Ligaorakel vor dem Saisonstart

Vor allem unser Kampfgeist hat mir wieder sehr gut gefallen. Alle Spieler, die zum Einsatz kamen, haben bis zum Schluss gekämpft. So haben wir den ein oder anderen wichtigen halben Punkt noch rausgeholt. Hervorheben möchte ich hier Carlos, der eine schwierige Debütsaison in der Ersten hatte, aber alle Spiele absolviert und ausgekämpft hat.

Wir müssen uns auch und vor allem bei der zweiten Mannschaft und den Ersatzspielern Jeffrey, Bernd und Wolfgang bedanken, die teilweise sehr kurzfristig noch eingesprungen sind. Ohne eure Unterstützung wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen! Vielen Dank für euren Einsatz!

Um langfristig in der Landesliga sicher bestehen zu können, müssen wir allerdings noch stärker werden, denke ich.

 

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